Care-Management, Gefühl, Empathie. 16. Tagung der Kommission Arbeitskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (dgv) und des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV). 21.-23. März 2013 in Dresden
Tagungsort: Technische Universität Dresden, Von Gerber Bau, Hörsaal 38, Bergstraße 53 (Anfahrt s.u.)
Call for Papers | Tagungsbericht | Publikation
Nicht nur in den entwickelten Industriegesellschaften befinden sich die aktuellen Lebensverhältnisse unter einem Veränderungsdruck, der maßgeblich von einem neuen Arbeitsmarktregime ausgeht. Unter dem Regiment des internationalen Finanzmarktkapitalismus etabliert sich ein Ensemble der gesellschaftlichen Bedingungen, das bis auf den mentalen Bereich der Subjektivität formend einwirkt: Diesseits und jenseits von Arbeit sehen sich die Individuen in Beziehung gesetzt zu widersprüchlichen Technologien zwischen entfesselter Rationalisierung und Verausgabung, zwischen einer Verbetriebswirtschaftlichung der alltäglichen Lebensführung (Voss/Pongratz) einerseits und der Emotionalisierung des ökonomischen Bereichs (Illouz) andererseits. Neben die Faktoren Wissen, Moral, Leistungsfähigkeit und Kreativität tritt der breite psychische Bereich von Empathie und Gefühlen. Im Zuge ihrer Eingemeindung in die fortbestehenden Disziplinierungs- und Machtstrukturen des Arbeitslebens wie darüber hinaus geben sich diese neuen Kapitalarten (Bourdieu) nicht nur als schmückendes Beiwerk zu erkennen, sondern als eine unmittelbar ökonomische Kategorie. Die Dimension Emotonalität und ihr Stellenwert im Arbeitsleben sollen auf der Tagung eingehender untersucht werden.
Tagungsprogramm
Donnerstag, der 21. März
13:30 Uhr
Manfred Seifert (ISGV Dresden): Begrüßung und Einführung
Sektion 1: Emotionsarbeit als subjektive Strategie und als unternehmerische Anforderung
14:00 Uhr
Lydia-Maria Quart, Lena Hipp (Berlin): Distanzierte Intimität schaffen. Die Aushandlung flexibler Austauscharrangements in der ambulanten Altenpflege
Martina Röthl (Innsbruck): „Wir müssen immer versuchen, der Vermieterin die Arbeit zu erleichtern“ – Subjektivierungsprozesse, Arbeit, touristische Dienstleistungs-Praktiken
15:20 – 15:50 Uhr Pause
15:50 Uhr
Anke Bahl (Bonn): „Das Gefühl fürs Geschäft, das ist der schwierigste Punkt zu lernen“ – Zur Praxis der Nachwuchssicherung in Versicherungsagenturen
Hannes Krämer (Frankfurt/Oder): Voll dabei. Affektivität und Effektivität in der Arbeitspraxis von Werbern
Birgit Huber (Innsbruck): Kulturelle Ressourcen von Emotionsarbeit. Sozialisation und lokale Einbettung als ermöglichender Faktor für und als Widerstandspotential gegen Emotionsarbeit
Freitag, der 22. März
Sektion 2: Arbeitsbezogene Gefühlswelten in gesellschaftlichen Transformationsprozessen
9:00 Uhr
Astrid Baerwolf (Münster): Neue Care-Ökonomien in Ostdeutschland: zur Professionalisierung des Mütterlichen und zur Vermütterlichung von Jobs
Neele Behler, Margaux Erdmann, Peter F.N. Hörz, Marcus Richter (Göttingen/Gera): „Es ist dreckig… es ist laut… es ist… einfach toll“. Männer auf der Dampflokomotive – Innenansichten einer emotionalen Beziehung
Anja Decker (Berlin): Die Bedeutung lokaler Ökonomien für den Umgang mit dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandel im ländlichen Raum. Das Beispiel Kohoutov/Tschechien
11:00 Uhr Pause
Keynotes
11:30 Uhr
Heiner Keupp (München): Das erschöpfte Selbst auf dem Fitnessparcours des globalen Kapitalismus
Gertraud Koch (Friedrichshafen): Feeling Rules ‒ Zum kulturanalytischen Potenzial des Konzepts von Arlie Russell Hochschild für die Arbeitskulturenforschung
13:10 Uhr Mittagspause
Sektion 3: Emotion und subjektive Bewältigung von ökonomischen Umbrüchen
14:30 Uhr
Lukasz Nieradzik (Wien): Die Ausgrenzung der Grausamkeit. Wiener Tierschlachtung 19. Jahrhundert
Laura Jordan (Manchester): Facing „the New Normal“: Workers‘ Responses to a De-Humanized Labor Regime in a US Retail Chain
15:50 Uhr Pause
16:20 Uhr
Julia Setter (Göttingen): „Heute kann man einfach so verkauft werden.“ Zur Deutung eines Joint- Venture-Prozesses aus Mitarbeiterperspektive
Sabine Flick (Frankfurt/Main): Emotionale Paradoxien der Selbstsorge
Sonnabend, der 23. März
9:00 Uhr
Nancy Konvalinka (Madrid): Timing and Order Conflicts in the Life Course. Schooling, Job Precariousness and late-forming Families in Spain
Sektion 4: Subjektive Kommodifizierungsstrategien bei Erwerbslosigkeit und Prekarität
Franz Schürle (München): (Selbst)Organisierung von Erwerbslosen und prekär Beschäftigten
Gilles Reckinger (Graz/St. Gallen): Selbstmobilisierung, Emotionsmanagement und Umlaufbahnen: Paradoxe Strategien prekarisierter Jugendlicher
11:00 Uhr Pause
Sektion 5: Emotion im Arbeitsleben als Bezugsgröße von Politik und Lebensstil
11:30 Uhr
Enrico Sperfeld (Dresden): Wertesolidarität. Destruktion von sinnentleerten Arbeitsverhältnissen durch die polnische Solidarnosc-Bewegung 1980/81
Ute Holfelder (Zürich): Handy – Film(en) – Arbeit(en). Handyfilme als Ausdruck und Instrument des Prozesses der Entgrenzung von Arbeit
Schlussdiskussion
ca. 13:30 Uhr Tagungsende
Anmeldungen bitte bis zum 18. März 2013
Ansprechpartner: h.keller@isgv.de
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
Zellescher Weg 17
D-01069 Dresden
Telefon 0351-4361650
Fax 0351-4361651
E-Mail isgv@mailbox.tu-dresden.de
Internet www.isgv.de
Tagungsgebühr:
- für das Gesamtprogramm 15,- Euro (Studierende 8,- Euro)
- für den einzelnen Tag 8,- Euro (Studierende 4,- Euro)
Tagungsort:
Technische Universität Dresden, Von Gerber Bau, Hörsaal 38, Bergstraße 53
Anreise:
- PKW: A17 Ausfahrt Dresden-Südvorstadt Richtung Zentrum
- Strassenbahnen Linie 3, Haltestelle: Münchner Platz
- Bus: Linien 72 und 76, Haltestelle: Technische Universität